Elefanten Hautnah – Ein Traum geht in Erfüllung

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In unserem einfachen Zimmer in Chiang Mai liegen wir spät abends im Bett und unterhalten uns ein bisschen. Ich kann noch nicht glauben, wo wir sind und vor allem warum wir hier sind. Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf und ich merke, dass auch Alex neben mir nicht so locker und entspannt ist wie sonst. „Bist du aufgeregt“, frage ich ihn. „Ja ehrlichgesagt schon. Ich habe auch etwas Angst muss ich sagen“, antwortet er mir. „Wovor hast du denn Angst?“ In mir herrscht ja auch ein reines Gefühlschaos, aber Angst ist nicht dabei. Es ist eher eine Mischung aus Freude, Aufregung und Nervosität. Über seine Antwort muss ich schließlich schmunzeln. „Naja, was ist wenn mein Elefant mich nicht mag?“ Nach einigen Überlegungen sind wir uns sicher, dass die Elefanten uns mögen werden. Und mit diesem schönen Gedanken schlafen wir schließlich ein.

Es ist die Nacht bevor mein großer Traum endlich in Erfüllung geht. Für den nächsten Tag habe ich meine Angst überwunden und bin um die halbe Welt geflogen. Es hat mich eine riesige Überwindung gekostet, aber jetzt bin ich hier. Und morgen geht es noch tiefer in den Norden Thailands, in den Doi Inthanon Nationalpark zu Elephant Special Tours.

Da mir Tiere und besonders Elefanten sehr am Herzen liegen, habe ich lange über das Leben der grauen Riesen in Thailand recherchiert. Elefantenhaltung hat in Thailand eine lange Tradition und bis heute ist der Elefant ein glückbringendes Symbol, das mit Respekt behandelt und verehrt wird. Er lebte in enger Gemeinschaft mit dem Menschen, vor allem seinem Besitzer und treuen Begleiter, dem Mahout. Die Tiere dienten unter anderem als wichtiges Transportmittel und Arbeitskraft bei der Waldrodung, bis diese 1989 per Gesetz verboten wurde. Obwohl das den wildlebenden Elefanten zu Gute kam und ihrer Erhaltung diente, wurden dadurch zahlreiche Tiere, die in Obhut des Menschen lebten „arbeitslos“ und landeten im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße. In den Städten, zwischen Autos und Tuk Tuks, mussten sie mit ihren Mahouts betteln gehen oder sich andere Alternativen suchen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Seit dieser Zeit entstehen immer mehr Elefantencamps in touristischen Zentren und die Zahl wächst und wächst. Denn die Touristen kommen in Scharen. Elefanten werden an enge Ketten gelegt und können von Urlaubern gefüttert werden. Man kann eine Runde auf ihnen reiten oder die Tiere müssen Kunststücke vorführen. Klar, die Mahouts brauchen das Geld, die Elefanten eine Beschäftigung. Aber gewisse Dinge finde ich persönlich einfach nicht artgerecht. Und Geld darf nicht über dem Wohl der Tiere stehen Das wollte ich auf keinen Fall unterstützen. Deshalb suchte ich nach etwas anderem und stieß schließlich auf das Projekt des deutschen Bodo Förster: „Elephant Special Tours“.

Seit 2001 lebt er in Thailand und besitzt zwei Elefantencamps mit insgesamt zehn Elefanten. Als er hier her kam, hat er erkannt, dass die ehemaligen Arbeitselefanten, die bis zu 70 Jahre alt werden können, weiterhin eine Aufgabe brauchen, genauso wie ihre Mahouts. Deshalb gründete er seine Camps, in denen er ein respektvolles und naturnahes Leben der Tiere mit dem Tourismus verbindet. So hat er für seine Elefanten, die Mahouts und sich eine einmalige Lebensgrundlage geschaffen. Hier werden die Besucher langsam an die grauen Riesen herangeführt und können Vieles über sie lernen. Stress für die Tiere wird vermieden und sie bekommen ausreichend Ruhephasen. Diese Zusammenführung von Mensch und Elefant wollte ich mir unbedingt ansehen.

Pünktlich um 08:00 Uhr morgens werden wir am Hotel abgeholt und zusammen mit den anderen sechs Teilnehmern geht es im Kleinbus raus aus der Stadt. Die Landschaft wird grüner und immer seltener tauchen Häuser am Straßenrand ab. Wir fahren weiter, hinein in die Berglandschaft Thailands, bis wir nach circa einer Stunde in dem kleinen Örtchen Mae Sapok halten. Wir beziehen unseren Bungalow im Mae Win Guesthouse, sehr gemütlich und versteckt zwischen tropischen Pflanzen.

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Nach einer kurzen Einführung in den Ablauf der nächsten drei Tage geht es auch schon los. Gemeinsam mit unserer Gruppe werden wir ins 10 Minuten entfernte Camp gefahren.

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Als wir aus dem Auto steigen befinden wir uns am Waldrand, davor zahlreiche trockene Reisterrassen. Ich laufe dem Rest der Gruppe hinterher in Richtung der kleinen Bambushütte auf dem Gelände, das vor uns liegt. Und plötzlich ist er da, links neben mir, zwischen den Bäumen. Der erste Elefant. Nicht mehr als 10 Meter von mir entfernt.

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Ich habe immer noch das Gefühl ich träume, während wir es uns im Schatten an dem selbstgebauten Essensplatz aus Bambus gemütlich machen. Marius von Elephant Special Tours, der mit uns die nächsten Tage verbringen wird, erzählt uns viele interessante Geschichten über den asiatischen Elefanten, ihren Körperbau, die Entwicklung ihrer Population und das Leben mit ihnen im Camp.

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Nach und nach entdecke ich immer mehr Tiere in der Landschaft um uns herum. Gespannt hören wir ihm zu, als die Mahouts plötzlich auftauchen, jeder mit einem Elefanten. Wir versammeln uns neben ihnen, Marius stellt uns einen nach dem anderen vor. Wir erfahren einiges über das Alter, die Vorgeschichte und die Eigenarten der Tiere. Jeder bekommt für die nächsten Tage seinen eigenen Elefanten zugeteilt. Auch bei der Zuordnung werden das Geschlecht, die Größe und vor allem der Charakter des Tieres berücksichtigt. Ich bekomme die damals 10-jährige Salia. Noch ein sehr junger Elefant, 2006 im Camp geboren. Ich bin überglücklich darüber, da sie einen sehr fröhlichen und ausgeglichenen Eindruck macht. Außerdem ist sie noch nicht ganz so groß wie die anderen. Alex wird sich mit der doch etwas größeren Mae Wanmai anfreunden.

Nachdem jeder seinen Partner hat, sollen wir uns näher kennenlernen. „Geht zu euren Elefanten, sprecht mit ihnen.“ Achso klar. Als gäbe es nichts Selbstverständlicheres auf der Welt. Langsam gehe ich auf Salia zu. Ich weiß noch nicht so richtig, was ich ihr erzählen oder wo ich sie anfassen soll. Ich kann einfach immer noch nicht glauben, was hier gerade passiert. Vorsichtig streichle ich sie. Wahnsinn. Diese dicke Haut, Falten, Borsten. Ihr Rüssel schwingt hin und her und sie wedelt mit ihren Ohren. Ich deute das als Zeichen der Freude, später erfahre ich, dass die Tiere sich so kühlen. Aber gefreut hat sie sich hoffentlich auch. Um Vertrauen zu gewinnen, machen wir eine Übung. Wir setzen uns auf den Boden und bilden einen engen Kreis. Um uns herum stehen die Elefanten. Langsam kommen sie uns näher. Mächtige und doch so weich wirkende Füße treten neben mich, ein Rüssel schwingt vorbei und ich kann das prusten und schnaufen ganz nah hören. Sand rieselt auf mich herab. Ich fange an zu realisieren, dass es wahr ist. Dieser Anblick von hier unten nach oben zu den grauen Riesen ist einzigartig uns beeindruckend. Ich habe fast das Gefühl wir haben den Spieß umgedreht und die Tiere gehen jetzt auf uns zu, um uns kennenzulernen.

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Nach dem ersten vorsichtigen Herantasten, erlernen wir das Auf- und Absteigen, die wichtigsten Kommandos und kurz darauf reiten wir auch schon eine kleine Runde über das Gelände. Ich sitze hinter Salias Kopf, spüre ihre borstigen Haare unter meinen Fingern und schwinge sanft in ihrem Rhythmus. Diese ersten Eindrücke müssen wir erst einmal sacken lassen. Am Essensplatz machen wir eine Mittagspause und genießen das frisch gekochte Pad Thai. Lecker. Eines der besten Pad Thai bisher und vor allem in der schönsten Atmosphäre.

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Auch die Elefanten bekommen etwas zum Essen oder spielen miteinander.

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Hin und wieder versucht einer der umherstreifenden Wasserbüffel etwas von dem Futter der Elefanten zu klauen. Dann aber zeigen die Dickhäuter deutlich, wer hier der Größere ist.

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Nach der Pause machen wir uns zusammen mit den Tieren auf den Weg zur nahe gelegenen Wasserstelle, um sie zu baden. Ein riesen Spaß für die Elefanten und für uns. Sie tauchen unter, so dass nur noch ein grauer Hügel und ein Rüssel aus dem Wasser heraus ragen.

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Wir putzen ihnen den rotbraunen Lehm und Sand von der Haut und lassen das Wasser über ihre Körper schwappen. Fröhlich prusten sie Wasserfontänen aus ihren langen Rüsseln. Da kann es schon mal passieren, dass man eine davon abbekommt. Bei den heißen Temperaturen ist das aber eine willkommene Abwechslung.

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Nachdem alle wieder sauber sind, drehen wir noch eine kleine Runde auf dem Rücken der Tiere. Es geht über einen Feldweg, hinauf in den Wald. Salia steigt mit ihren großen Füßen so sachte den Berg hinauf, dass ich beeindruckt bin. Langsam fühlt sie zunächst, ob der Boden unter ihren Füßen hält, bevor sie einen Schritt weiter geht. Die Tiere bestimmen das Tempo und so schreiten wir langsam und gemächlich voran. Was für eine grandiose Aussicht von hier oben auf das Tal und das Camp. Salia schaukelt mich an den Bäumen vorbei, von denen sie sich hin und wieder einen Ast abreißt und mit sich zieht. Und ich schaukle entspannt mit.

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Auch die nächsten zwei Tage verbringen wir mit Baden, Füttern und Ausritten durch die wunderschöne Natur. Wir schneiden Gräser für die Tiere und lernen Vieles über ihre frühere Arbeit in der Holzwirtschaft. In diesem Zusammenhang werden uns weitere Kommandos beigebracht, z.B. um Baumstämme voran zu transportieren.

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Am Nachmittag, wenn unsere Elefanten ihre wohlverdienten Ruhepausen haben, unternehmen wir jeweils einen Ausflug in die nähere Umgebung. Wir wandern durch den Dschungel zum Mae Sapok Wasserfall, unternehmen eine Floßfahrt, besuchen ein Dorf des einheimischen Bergvolkes der Karen, sowie den Kindergarten und die Grundschule des Ortes, für dessen Erhalt sich Elephant Special Tours sehr stark einsetzt. Generell werden zahlreiche soziale Projekte in der Region unterstützt. Man lernt hier also nicht nur über Elefanten, sondern man erlebt Thailand so authentisch wie selten. Man entdeckt das Leben der Karen, der Mahouts und ihrer Familien, die ursprüngliche Natur und Landschaft des Nordens.

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Die Abende lassen wir nach dem gemeinsamen Essen gemütlich und in geselliger Runde ausklingen. Wir sitzen am langen Tisch der Bungalowanlage, um uns herum zirpende Geräusche aus den Bäumen oder hin und wieder ein bellender Hund. Bis spät in die Nacht unterhalten wir uns über den vergangenen Tag, tauschen unserer Reiserouten und weitere Reisepläne aus, es gibt Tipps über Thailand und andere Länder, sowie viele weitere Themen über unseren Alltag in Deutschland. Wir sind eine angenehme und lustige Gruppe und es ist toll, dieses Erlebnis teilen zu können. Das ist für mich auch einer der schönsten Punkte am Reisen. Natürlich stehen die Länder, Städte, Sehenswürdigkeiten und die Natur oft im Mittelpunkt. Aber ich liebe es auch, neue Leute kennenzulernen. Mit Fremden Zeit zu verbringen, sich zu unterhalten und zu erfahren, wie sie leben. Mit manchen bleibt man sogar in Kontakt, manche sieht man vielleicht nie wieder. Aber einen Teil seiner Erlebnisse teilt man immer miteinander.

So vergehen die drei Tage wie im Flug und es steht unser letzter Ausritt an. Ich genieße noch einmal jede Bewegung von Salia. Ich schwinge in ihrem Takt, während sich mich hin und wieder fröhlich anprustet und wild mit ihren Ohren wedelt.

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Im Anschluss spritze ich mit einem Gartenschlauch den roten Schlamm von ihrem Körper bevor jeder von uns seinen Elefanten füttern und sich in Ruhe von ihm verabschieden darf.

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Alle Sorgen, die wir noch vor ein paar Tagen hatten, waren unbegründet. Denn wir haben uns alle so gut angefreundet, dass mir fast die Tränen kommen, als ich Salia zum letzten Mal über ihren langen Rüssel streichele und in die Augen sehe.

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Ich sage, ihr dass wir uns hoffentlich wieder sehen werden und wünsche ihr alles Gute. Dann trottet sie den anderen Tieren und Mahouts hinterher. Und weg sind sie. Die Erinnerung an sie wird mich aber immer begleiten und ich weiß auch dass ich eines Tages nochmal hier her kommen werde.

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Ich kann Elephant Special Tours uneingeschränkt weiterempfehlen. Abgesehen von dem Treffen mit den Elefanten, lernt und sieht man hier so Vieles über Thailand, die Menschen, ihre Kultur und die Natur. Zudem war von der Buchung über die Abholung, den Ablauf, die Unterkunft und natürlich der hervorragenden Verpflegung alles perfekt. Auch Fragen vor der Tour wurden jederzeit zügig per Mail beantwortet. Danke dafür an das Team von Elephant Special Tours.

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